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Allgemeine Gedanken zu...na, was wohl

Man teilt die Menschen derzeit- unter anderem- ein in die guten Maßnahmenbefürworter und die bösen Corona- Leugner. Dieses Bild wird jedenfalls tagtäglich vom größeren Teil der handelsüblichen Medien unter die Leute gebracht. 

Dass es auch unter den Kritikern der Maßnahmen weitaus differenziertere Ansichten gibt als "Merkel weg, Spahn weg, Maßnahmen sofort aufheben, verfassungsgebende Nationalversammlung einberufen", erwähnt man- wenn überhaupt- eher nebenbei. (Damit niemand sagen kann, man hätte es nicht erwähnt?)

Ich persönlich leugne nichts, wovon ich nicht sicher weiß, dass es nicht existiert. Also auch nicht das neue Corona- Virus. 

Und wenn die offiziellen Stellen sagen, dieses Virus existiere in der und der Form, sei so und so gefährlich, und deshalb müssten wir so und so damit umgehen, dann muss ich erst einmal davon ausgehen, dass das stimmt, und mich dementsprechend verhalten. Wohlgemerkt: Erst einmal.

Unter der Voraussetzung, dass sich alle oder doch die meisten entsprechend verhalten- wodurch ja die Ausbreitung des Virus nach gängiger Lehrmeinung so weit wie möglich eingedämmt werden würde-, muss dann aber in einer offenen Gesellschaft- zumal wenn sie für sich in Anspruch nimmt, als das "Volk der Dichter und Denker" zu gelten- auch eine offene Diskussion möglich sein. Und in einer so gravierenden Sache halte ich sie schlicht und einfach für notwendig.

Leider habe ich den Eindruck, dass ich mit dieser Ansicht einer vielleicht nicht kleinen, aber doch Minderheit angehöre.

Und das sage ich nicht nur (und vielleicht nicht einmal in erster Linie) mit Blick auf die Corona- Krise.

Diese hat mich aber dazu gebracht, öfter als zuvor einen Artikel nicht nur zu überfliegen, sondern genau durchzulesen, bzw. im Internet hat sie mich öfter als zuvor dazu gebracht, eine Artikelüberschrift auch mal anzuklicken und den dazugehörigen Artikel zu lesen. 

Dabei fielen mir im Wesentlichen zwei Dinge auf: 

Erstens hat der Inhalt des Artikels erstaunlich oft erstaunlich wenig mit der Überschrift zu tun. (Dieser Umstand ist mir eigentlich schon vorher aufgefallen, aber leider "mehr nebenbei, man hat halt Wichtigeres zu tun".)

Zweitens möchte ich doch gerade in einer schweren Krise durch die handelsüblichen Medien so umfassend und objektiv wie möglich informiert werden.

Im Fall der Corona- Krise hatte ich aber eher den Eindruck, dass die Medienkonsumenten zu einer bestimmten Haltung, einer bestimmten Überzeugung gebracht werden sollten, und dass dafür Informationen und Ansichten, die dieses Ziel unterstützten, den deutlichen Vorzug erhielten vor Informationen und Ansichten, die diesem Ziel eher entgegenstanden. Mit anderen Worten: Ich hatte den Eindruck einer flächendeckend tendenziösen Berichterstattung. 

Dieser Eindruck hat sich seither nicht wesentlich geändert, auch wenn die Ausnahmen von der Regel in letzter Zeit ein wenig zuzunehmen scheinen.

In einer offenen Gesellschaft sollten die Medien neutral und objektiv informieren, anstatt eine politische Linie zu unterstützen, die vielleicht von guten Absichten getragen ist, wahrscheinlich auch mehr oder weniger gut durchdacht ist aber sicher nicht für sich in Anspruch nehmen kann, ohne Fehl und Tadel zu sein und die von zahlreichen Fachleuten in aller Welt teilweise heftig kritisiert wird.

Letzteren einfach Populismus oder letztlich sogar Gewissenlosigkeit vorzuwerfen im Sinne von "Die wollen sich nur wichtig machen und opfern dafür Menschenleben" entspricht weder den Spielregeln der Fairness (sowohl den Kritikern als auch den Medienkonsumenten gegenüber), noch wird es dem Ernst der Situation gerecht.

Das ist die eine Sache. 

Die andere Sache sind die vielen Mitmenschen, die allzu sehr mit ihren eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt sind, die sich, wie man früher sagte, "um Frau und Kind, um Haus und Hof" kümmern und alles andere denen überlassen, "die was davon verstehen".

Aber was und wieviel wir selber wovon verstehen, haben wir wohl auch ein bisschen selber in der Hand. Und wer zwei und zwei zusammenzählen kann- was wohl zumindest auf jeden zutreffen dürfte, der das hier liest-, der hat vielleicht auch das Potential, etwas kompliziertere Sachverhalte nachzuvollziehen, ohne dass er darin gleich Profi sein muss. (Ich selber bin, was das anbelangt, blutiger Dilettant. Aber lernfähig, wie jeder Mensch.)

Aber dafür gilt eben, wie für die Geige: Üben, üben, üben.

Und wie Leopold Auer (berühmter Geigenpädagoge im frühen 20. Jh.) sagen würde: "Mit dem Kopf, nicht nur mit den Fingern."

Oder im übertragenen Sinne: die Dinge nicht nur mit Augen und Ohren, sondern auch mit dem Kopf wahrnehmen.

Mit dem Kopf, nicht mit dem Bauch. Das Bauchgefühl ist auch wichtig, aber beim Aufnehmen und Einordnen von Informationen doch eher bedingt.